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Restauration des Königssilbers
Um nachfolgenden Generationen das Königssilber, welches für
den Bürger- Schützenverein einen unschätzbaren ideellen
Wert darstellt, zu erhalten wurde nach fast 170 Jahren im Jahre 2008 das
Königssilber vollständig restauriert.
Das Goldschmiedegeschäft Hesse in Isselburg führte die Reparatur
und Reinigung der Medaillen, Schilder und Verzierungen mit viel Herzblut
durch.
In Karlsruhe bei der Fahnenfabrik Kreisel wurden die Bänder komplett
restauriert.
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Das diese Ketten somit heute im neuen
Glanz erstrahlen, haben wir einem Sponsor nämlich unserm Oberst
Josef Willing zu verdanken.
Damit diese Ketten, neben der im Jahre 2004 restaurierten alten Vereinsfahne
aus dem Jahre 1896, auch einen ehrenvollen Platz erhalten, hat er
uns auch den Schrank dazu angefertigt und geschenkt.
Diese geschichtsträchtigen Königsketten sind |
der Stolz des Bürger-Schützenvereins Anholt und bleiben uns jetzt,
Dank der Großzügigkeit vom Oberst Josef Willing, in einem guten
Zustand erhalten und dafür gebührt ihm ein ganz, ganz großes
Dankeschön.
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Königinnenkette nach der
Restauration |
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Königskette nach der Restauration |
Das Königssilber des Bürger-Schützenvereins Anholt
Diese Insignien sind ein Geschenk des Fürstenhauses zu Salm-Salm.
Sie sind die wertvollste der Gaben, die im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts
dem Verein zugewendet wurden. Aus der Erinnerung geschwunden ist indessen
der Anlaß für diese aus dem Rahmen fallende Schenkung. In der
anderweitig bereits genannten Akte des Anholter Stadtarchivs fanden sich
hierzu interessante Einzelheiten.
In Paragraph 9 des „Reglement für das Königsschießen"
vom 15. Februar 1847 heißt es auszugsweise u.a.:
„Das (!) Vereinsinsignie, welches bei Festlichkeiten vom Schützenkönig
als Auszeichnung getragen wird, und eine Verehrung I.D. der Frau Erbprinzessin
Augusta zu Salm-Salm ist, zur Erinnerung als Königin und bester Schütze
im Jahre 1842, wird gleich nach Beendigung des Hauptfestes vom Schützenkönige
an die Commission zurückerstattet."
Die damals 27 Jahre alte Frau des Erbprinzen Alfred zu Salm-Salm, geborene
Prinzessin von Croy (*1815 in Dülmen), hat also in jenem Jahr den
Königsschuß getan und sodann als Königin fungiert. Nach
den Akten war sie auch sonst am Bürger- Schützenverein besonders
interessiert. Wohl deswegen heißt es dann im § 39 der Statuten
von 1847:
„Das Schützenfest als Hauptfest des Vereins, welches aus einem
Vogel-, Scheibe- oder Königsschießen besteht, soll jährlich
am folgenden Sonntag nach dem 7. August als dem Geburtstage unserer Frau
Fürstin Augusta zu Salm-Salm gefeiert werden."
DerDie Stiftung erfolgte, nachdem der Erbprinz seinem 1846 verstorbenen
Vater als Fürst gefolgt war, also 1847. Es handelt sich um zwei Insignien,
für den jeweiligen König und die Königin bestimmt.
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Das eine, größere Objekt
für den König zeigt auf dunkelblauem Samt gegeneinander
gebogene Salme aus Silberfiligran, die unten mit einem Silberschild,
in dem links das große Wappen der Fürsten zu Salm-Salm
und rechts das der Prinzen von Croy-Solre eingraviert ist, abschließen.
Das Schild wird vom Fürstenmantel und der Fürstenkrone
umrahmt. Königin-Schmuck ist etwas kleiner und besteht aus
einer rot-weißen (salmsche Wappenfarbe) Schleife, die unten
mit dem aus Silber getriebenen Schild des Wappens der Bürgerschützen
aus ihrer Gründungszeit, der silbernen Säule, abschließt.
Diese soll auf die ehemaligen Gründer der Stadt, die Herren
von Sulen, verweisen.
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Am Königsschmuck sind vom Gründungsjahr
an silberne Plaketten angebracht worden, die statutengemäß
das jeweilige Königspaar für das Jahr seiner Würde
zu stiften hatte, und in die ihre Namen und das Jahr ihrer Regentschaft
eingraviert werden mußten. Für nahezu alle Jahre, in denen
seit 1840 ein Schützenfest gefeiert wurde, sind Plaketten zwischen
1840 bis 1938 vorhanden.Nur wenige sind im Laufe von fast einem Jahrhundert
abhanden gekommen, darunter leider auch die für 1842 von der
Erbprinzessin Augusta als König gestiftete reingoldene Medaille.
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Die aus dem Jubiläumsjahr 1890 stammende goldene Medaille ist ebenfalls
schon lange verschwunden. Eine weitere, die von 1825 und damit noch von
der Junggesellen-Compagnie herrührt, ist die älteste angebrachte
Dekoration. Sie wurde seinerzeit als „golden" bezeichnet, tatsächlich
ist sie aber aus Kupfer.
Anhand dieser Schützenplaketten war es möglich, eine Liste mit
den Namen der Schützenkönige und -Königinnen nahezu vollständig
zusammenzustellen, was mangels anderer Aufzeichnungen sonst nicht erreichbar
gewesen wäre.
Das Silber wurde auch nach der Neuformierung des Bürger-Schützenvereins
von 1954 ab alljährlich von König und Königin nach ihrer
Inthronisation und am Schützenfest-Sonntag getragen. Für diese
Schützenpaare sind jedoch neue Ketten angefertigt worden, an denen
die Gedenkmedaillen angebracht werden, da das Schützensilber von
1847 zu schwer geworden war und als Repräsentationsstück geschont
werden sollte und mußte. So ist und bleibt es der Stolz des Bürger-Schützenvereins
Anholt, stellt es doch - abgesehen von dem künstlerischen und antiken
- auch wegen der zahlreichen Silbermedaillen einen beachtlichen materiellen
Wert dar.
Daß die Bürgerschützen dieses unersetzliche Kleinod über
den zweiten Weltkrieg und die Zerstörung Anholts hinaus in Besitz
behielten, ist der umsichtigen und vorausschauenden Gewissenhaftigkeit
ihres früheren Obersten Hans Wickering zu verdanken. Das Silber wurde
gewöhnlich im Tresor der Stadtkasse aufbewahrt. Als der Bombenkrieg
1942 immer gefährlicher wurde, hat Hans Wickering die Schützenketten
in eine massive Kiste verstaut und unter dem Fußboden des Kellers
der damaligen Stadtkasse vergraben. Zur weiteren Sicherheit lud er dann
einen Vorrat an Koks über die Grabungsstelle. Nur zwei absolut vertrauenwürdige
Freunde weihte er ein. Er, der 1944 plötzlich verstarb, hatte richtig
reagiert.
Weder bei der Besetzung Anholts 1945 noch in den folgenden Notjahren hat
irgendjemand geahnt, daß unter den Resten Koks im Haus an der Kirchstraße
das größte Kleinod des Bürger-Schützenvereins Anholt
verborgen war. Andernfalls wäre das Königssilber mit Sicherheit
abhanden gekommen und nicht für die nachfolgenen Generationen gerettet
worden.
Anläßlich der Jubelfeier ist es daher Ehrenpflicht des Vereins,
seinem damaligen Oberst und letzten Vorkriegskönig Hans Wickering
wegen seiner Vereinstreue, besonders aber wegen der Rettung des Königssilbers,
in Dankbarkeit zu gedenken.
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